Bennis Welt

Pirat, Physiker, Free Software Nerd

Von Verlogenheit und Verleumdungen in der Urheberrechtsdebatte

with 11 comments

Die Debatte um das Urheberrecht geht munter weiter. Heute hat das Handelsblatt einen Artikel veröffentlicht, in dem 100 „Kreative“ über Piraterie und das Urheberrecht schreiben. Der stellvertretende Chefredakteur ist sich für nichts zu schade und haut folgendes raus:

Die Piraten-Partei wirbelt mit Umfrageergebnissen von über zehn Prozent nicht nur die Parteienlandschaft in Deutschland mächtig durcheinander. Ihre Forderung, das Recht auf geistiges Eigentum abzuschaffen und eine Umsonstkultur in der Heimat von Goethe und Schiller zu etablieren, hat die Kreativen in Deutschland aufgeschreckt.

Ein Blick in das Wahlprogramm der Piraten hätte gereicht um beide Forderungen als falsch zu widerlegen. Aber wo bliebe dann die medienwirksame Überschrift, wo die reißerische Schlagzeile. Richtig, wenn man die Maßstäbe des ordentlichen Journalismuses anlegen würde, dann gäbe es sie nicht.

Wenn man sich dann noch die Personen anschauen, die zu Wort kommen, dann wird einem schnell klar, dass es hier nicht um die Urheber geht, sondern mal wieder um die Interessen der Verwertungsindustrie. Mario Sixtus kommentiert das auf Twitter sehr treffend:

Die Debatte ums #Urheberrecht wäre weit weniger verlogen, sprächen die #Verwerter von #Verwertungsrechten, statt die #Urheber vorzuschieben.

Auf die Probleme, die immer längere Schutzfristen bringen, die kulturelle Verarmung und die Problematik um verwaiste Werke wird natürlich nicht eingegangen. Eben so wenig wie auf das völlig zerstörte Gleichgewicht zwischen Urhebern und Verwertern, sowie Verwertern und Konsumenten.

Das Urheberrecht wurde zu einer Zeit geschaffen, in der es kein Internet und keine modernen Medien gab. Deswegen muss es reformiert werden und an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden. Gesetze müssen der jeweiligen Zeit angepasst werden, nicht die Zeit den alten Gesetzen.

Zitate wie:

Erfindungsreiche Geiste brauchen unseren Schutz. Denn mit Ideenreichtum ist aus dem Land der Dichter und Denker die Heimat der Ingenieure und Erfinder geworden.“

verkennen, dass in der Zeit der Dichter und Denker Deutschland noch gar kein Urheberrecht hatte und in dieser Zeit dennoch viel mehr Kultur produzierte als England, welches zu dieser Zeit bereits das Urheberrecht eingeführt hatte. Auch verkennt Herr Dopheide, dass Schiller fast verhungert ist und Goethe als Geheimrat reich wurde, nicht als Schriftsteller (Danke Laura).

Über Kommentare wie vom Regisseur Volker Schlöndorff:

Die Forderung der Piraten läuft auf eine Abschaffung von Kultur und Kreativität hinaus, zugunsten von ein paar instant satisfaction suchenden Wichsern.

brauchen wir hier gar keine Worte zu verlieren. Wenn die Leute offenbar geistig nicht dazu in der Lage sind zu verstehen, um was es bei der Reform des Urheberrechts geht, welche die Piraten zurecht vorantreiben, dann kann man jenen Menschen eben nicht helfen.

Zur weiteren Beschäftigung mit diesem Thema empfehle ich:
http://klabautercast.de/2011/11/30/folge-78-urheberrecht/

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Das-Urheberrecht-und-die-verwaisten-Werke-Rechtsansprueche-vs-Massendigitalisierung-1346091.html

Passendes Update dazu:
Wie das Handelsblatt mit seinen Autoren umgeht

Update2:
Flattr gibt’s hier, wenn jemand mag: https://flattr.com/thing/217760/BenjaminL-on-Flattr

Written by benniswelt

April 5, 2012 um 17:39

11 Antworten

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  1. Wenn die Verwerter der kreativen Leistungen bestohlen werden dürfen, entwertet das die Arbeit der Urheber auf Null. Ich als Urheber lasse mir zudem nicht sozialistisch diktieren welche Abgeltung ich für meine kreative Leistung erhalte. Man muss die Forderungen danach nur zuende denken (können) um deren Absurdität zu erkennen. Nur weil einige „instant satisfaction suchende Wichser“ (Zitat Volker Schlöndorff, Anm.) diese Zusammenhänge nicht erkennen oder verstehen können/wollen, heißt das nur, dass sie von Wirtschaft nichts verstehen und eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind. Denn Kreative aller Art würden ihre kreativen Leistungen dann eben in der Schweiz oder in Österreich erbringen oder anderswohin abwandern wo ihre Arbeit gewürdigt wird und sie nicht als Dank dafür enteignet werden und mit sozialistischer Gleichmacherei auf staatlichen Befehl für ihr Urheberrecht zwangsweise abgegolten werden.

    Michael

    April 11, 2012 at 22:25

  2. Ich würde dich bitten dich zuerst mit den Vorschlägen der Piraten auseinander zu setzen. Offenbar hast du das noch nicht gemacht, sonst würdest du nicht so etwas schreiben. Siehe Links oben und hier:

    http://flaschenpost.piratenpartei.de/2011/12/09/pa149-urheberrechtsreform-oder-%E2%80%9Ewas-fur-ein-eichhornchen-war-eigentlich-in-dem-sack%E2%80%9C/

    Und Gegenfrage, wenn Patente nach 20 Jahren ablaufen, ist das dann auch Sozialismus für dich? Und wie erklärst du dir, dass Deutschland trotz Sozialismus so ein starker Wirtschaftsstandort ist?

    benniswelt

    April 12, 2012 at 07:16

  3. 1. Ich habe mich mit den Vorschlägen und dem Programm der Piraten auseinander gesetzt. Genau deshalb sind diese nur ablehnbar (nicht nur beim Urheberrecht, sondern auch in vielen anderen Punkten wie bedingungsloses(!) Grundeinkommen – also spätrömische Dekadenz mit dem Freibrief zum nichts tun – oder Abschaffung aller Hartz IV-Sanktionen – also Geld auch dann wenn sich ein Arbeitsloser an keine Termine hält, keine Bewerbungen schreibt oder als Langzeitarbeitsloser nicht immerhin gemeinnützige Arbeit leistte – oder dem ohnehin defizitären ÖPNV auch noch die Einnahmen aus Fahrscheinen abzusprechen usw.
    2. Auch Sie scheinen ein wunderbares Beispiel für einen Mix aus Ahnungslosigkeit gepaart mit gefährlichem Halbwissen und Verbitterung. Gerade weil es in Deutschland keinerlei Sozialismus gibt ist es so ein starker Wirtschaftsstandort.
    3. Sie haben weder bemerkt was die Folgen der Piraten-Forderungen sind, noch haben Sie nicht bemerkt, dass wir im Kapitalismus leben. Und Sie müssen vergessen haben was solche gefährlichen sozialistischen Forderungen bis 1989 in einem Teil Deutschlands und Europas angerichtet hatten.

    Anstatt die Opfer dessen zu verhöhnen und aus Verbitterung mit Gleichmacherei und Enteignung beginnen zu wollen (auch das haben Sozialisten schon mal getan) bilden Sie sich bitte weiter, damit Sie immerhin erkennen in welcher Gesellschaftsform wir leben und wie auch Sie daraus etwas für sich gewinnen ohne sich in Verbitterung und groteske Forderungen fern jeder Logik zu flüchten. Wenn Sie danach ihren Meinungsbildungsprozess nicht mehr nur auf Halbwissen und Verbitterung durchführen, können wir möglicherweise erneut diskutieren.

    Michael

    April 12, 2012 at 07:49

    • Bei so viel Verbitterung und einem unfassbar negativen Menschenbild das Sie vertreten, habe ich auch gar keine Lust mit Ihnen zu diskutieren.

      Und Ihren Ironiedetektor sollten Sie gegebenenfalls auch mal überprüfen lassen 😉

      benniswelt

      April 12, 2012 at 18:36

      • Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie zu den Fakten nichts beitragen können (weshalb Sie natürlich keine Diskussion führen wollen weil Sie das Ergebnis schon kennen, das Ihnen nicht passen wird) und deshalb eine Befindlichkeitsdiskussion führen wollen.

        Michael

        April 12, 2012 at 20:42

      • Ich zitiere jetzt nicht aus Ihrem Post, aber für den geneigten Leser ist sicherlich ersichtlich, dass ich nicht derjenige war, der mit unbegründeten Beleidigungen angefangen hat und ich deswegen auch absolut gar keine Lust habe meine kostbare Zeit mit sinnlosen Diskussionen zu verbringen, die an meiner und Ihrer Meinung nichts ändern wird. Von daher ist das hier abgeschlossen für mich.

        benniswelt

        April 12, 2012 at 21:01

      • Soviel dann auch zum Thema Verlogenheit. Ich bringe Fakten auf den Punkt, Sie können nichts beitragen, und sind dann erkennbar so verlogen, dass Sie die beleidigte Leberwurst spielen, wobei Sie niemand persönlich beleidigt hat – sondern lediglich Ihre Sachargumente pulverisiert hat, was Ihnen nachvollziehbar nicht gefällt. Statt sich mit der Sache zu befassen (wollen) werfen Sie Nebelkerzen. Das ist recht schlicht, passt aber zum Parteiprogramm der Piraten. w.z.b.w.

        Michael

        April 12, 2012 at 21:06

      • PS: „Bennis Welt“ ist eben nicht „Die“ Welt 😉

        Michael

        April 12, 2012 at 21:10

  4. Michaels Welt ist wohl auch nicht „Die“ Welt 😉
    Ein glänzendes Beispiel für die Panikmache und Hysterie, die Dietrich Brüggemann in seinem Beitrag zum Thema Urheberrecht (und sich selbst als Urheber/Filmemacher) nennt:
    „Das ist so, als säße ich auf dem Beifahrersitz eines Autos, das an der Ampel losfährt, würde den Tacho beobachten und sagen: Verdammt, jetzt haben wir schon in sieben Sekunden von null auf fünfzig beschleunigt, wenn das so weitergeht, werden wir demnächst die Schallmauer durchbrechen, da sollte ich jetzt besser mal dem Fahrer laut schreiend ins Steuer greifen und den Wagen gegen die nächste Wand lenken.“
    (http://www.golem.de/news/urheberrecht-mein-plattenladen-heisst-herunterladen-1204-91124.html)

    Für mich geht es gar nicht um eine 1:1 Umsetzung von Forderungen (egal von wem), sondern um eine Entwicklung des Urheberrechts. Und da weisen die Vorschläge der Netzgemeinde und der Piraten in die richtige Richtung. Das hat dabei auch nichts mit Abschaffung des Kapitalismus, Entwerten der Arbeit von Urhebern oder gar deren Bestehlen zu tun, das sind für mich keine Fakten, sondern ist wie bereits gesagt bloße und unbegründete Panikmache …

    Thommy K. (@aerotisch)

    April 12, 2012 at 22:07

  5. „das sind für mich keine Fakten“. Weil Sie es nicht verstehen oder zuende denken (können) heißt das nicht, dass es nicht die Fakten sind. Genau deshalb schaden Weiterbildung, Studium, Schule und vor allem Erfahrung nicht – und werden weder durch Google noch Wikipedia ersetzt.

    Michael

    April 13, 2012 at 00:24

    • Ich bin bei diesem Thema anderer Meinung und ziehe andere Schlüsse. Das korreliert hier weder mit Erfahrung, noch nicht mit dem Bildungsstand, den sie im Übrigen wohl unterschätzen. 😉
      Sorry, aber spätesten jetzt muss mich da benniswelt anschließen, denn allein diese Argumentation zeigt mir, dass eine Diskussion wirklich zu nichts führt. Die Kommentare sind herablassend und führen inhaltlich nicht weiter…
      Mit dem Verhalten werden sie niemanden überzeugen können, bzw. eher das Gegenteil erreichen.

      Thommy K. (@aerotisch)

      April 13, 2012 at 01:32


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